Ein knapp achtjähriges Kind, überhaupt nicht niedlich, sondern grausam und eifersüchtig, dazu bucklig und humpelnd als Hauptperson in einem Jugendbuch – kann das gutgehen?

Die FAZ schrieb dazu, dass der

 kleine Unsympath dennoch für sich einnimmt, ist die Kunst, an der große Autoren sich beweisen.

UlrikeSchmoller beschreibt das Buch auf ihrer Website litterula

 

 "Du einziger Freund. Ich habe niemand - niemand - auf dieser großen, weiten Erde niemand", sagt Schillers Don Carlos im ersten Akt des Dramas zu Marquis Posa. Christa Ludwigs Roman erzählt davon wie diese intensive Freundschaft im Jahr 1552 zwischen dem neunjährigen Infanten und dem fünf Jahre älteren Rodrigo entstand. Carlos, der historischen Quellen gemäß verwachsen und bucklig, mond- und fallsüchtig war, lebt eingezwängt in höfische Regeln und Kleider, fürchtet sich vor dem Reiten und muss es als angehender Herrscher doch lernen. Sein unermeßliches Bedürfnis nach Zuwendung findet endlich Nahrung als er den Pagen Rodrigo für sich gewinnt, indem er eine schwere Strafe statt seiner auf sich nimmt. "Ich tue alles für dich", verspricht dieser, worauf ihn Carlos für die Erfüllung seiner Wünsche einspannt, vor allem dem nach Nähe. Auf Mariluz, das Zigeunermädchen, das Rodrigo liebt, ist er rasend eifersüchtig, doch schließlich ist sie es, die den beiden Jungen zeigt, wie sie im Zusammenspiel das Pferd lenken können, das Carlos bei dem großen Autodafé anläßlich seines Geburtstages reiten soll. Die geplante Hinrichtung gerät zum Akt der Befreiung aus der finsteren Welt der Inquisition und der Glaubenskriege.
Die Autorin verwebt Geschichte, Literatur und Phantasie zu einem historischen Roman, der zwar in einer Welt spielt, die der unseren fremd ist, die uns aber durch die Verbindung mit den Charakteren nahe rückt. Die Verquickung von Aussage und literarischem Ausdruck gelingt Christa Ludwig auch in diesem Buch auf hohem Niveau. Die Innigkeit zwischen Carlos und Rodrigo erreicht ihr höchtes Maß bei der Arbeit mit den Pferden. Das sowohl von Carlos wie von allen religiös Verfolgten mit Schrecken erwartete Autodafé bildet am Ende des Romans den Höhepunkt, auf den alles zuläuft. Rodrigos Wunsch nach einer anderen, freien Welt spannt die Brücke zu Schillers Don Carlos, in dem sich nicht nur die Federballszene wiederfindet. "Carlos in der Nacht" läßt sich auf vielen Ebenen lesen. Nicht jeder Dreizehnjährige wird nach der Lektüre zum Drama greifen und doch hat er ein bereicherndes Leseerlebnis gehabt, das nebenbei bildet und sprachlich herausragt.

 

Und im Geschichtsmagazin war zu lesen:

... ein sinnliches Buch für Liebhaber historischer Romane – und nicht nur für jugendliche Leser.

 

Zur Lesung aus diesem Buch